2002 Ganglbauer: Hintze Revolutionäre

Christian Ide Hintze: Autoren als Revolutionäre.
Dialoge über das Ende der Schriftkultur und die Polis der Poeten. 304 Seiten.
edition selene. Wien 2002. ISBN 3-85266-176-5
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Petra Ganglbauer:
christian ide hintze: autoren als revolutionäre. edition selene, Wien 2002.


Eine ebenso weitgefaßte wie konzise komponierte Bestandsaufnahme aus Gesprächen mit Autorinnen und Autoren unterschiedlicher Kulturräume enthält dieser – schon auf den ersten Blick empfehlenswerte – Band.
Er fungiert als Zeit(en)dokument, als Analyseinstrument für Poesie, Politik, Poetologie, für das Leben insgesamt.
Hintze, Mitbegründer und Leiter der Schule für Dichtung in Wien, der, wie man weiß, den "4-dimensionalen Poesiebegriff" vertritt, also eine Konstitution aus Schrift, Audio, Video und Infrastruktur, hat auf Reisen und über Jahre Aufzeichnungen, Notizen gemacht und Artikel zusammengetragen von und über dichterische(n) "Essenzgespräche(n)" mit Gioconda Belli, Anne Waldman, Mircea Dinescu, Allen Ginsberg, Ed Sanders, Henri Chopin und Anna Lecka und Ryszard Dreger.

In diesen Gesprächen geht es gleichermaßen um (dichterische) Revolution, politische Systeme, poetische Strukturen und Traditionen, das Weibliche, das Männliche, das Göttliche, Spiritualität insgesamt, die Aufhebung der Bi-polarität, die Lehrbarkeit von Literatur, das poetische Instrumentarium, um nur einiges im Anriß zu nennen.

Eingangs schreibt Hintze von der "Polis der Poeten" und ich denke, daß dieses Buch eine wertvolle Etappe darstellt, hin zur "uneingeschränkten" Kommunikation mittels Sprache (freilich nicht nur jener der Worte) und der damit verbundenen poetischen und politischen Praxis überall.


(Petra Ganglbauer in: Gangway, Wien & Internet, http://www.gangway.net/reviews/hintze.html , 27. August 2002 )