2004 Bericht Matthias Weichelt, Berlin

Matthias Weichelt:
Bericht


Derzeit befinde man sich in einer revolutionären Situation, am Ende der Schriftkultur, in welcher der tradierte alphabetische Code unserer Kultur seine Funktion als kultureller Leitcode an einen audiovisuellen Code verliere. Mit diesem Umbruch hänge die Frage nach der Selbstorganisation der Autoren und damit nach der Lehr- und Lernbarkeit von Dichtung eng zusammen. Die Bruchlinien der gegenwärtigen Dimensionen von Poesie seien im Verhältnis von geschriebener Sprache bzw. von Mund- und Audiotechnologie zu visuell dargestellter Sprache zu suchen. Eine zweite Bruchlinie bilde das Verhältnis von eigener Sprache zu fremder Sprache, in der man auch die Verbindung von Muttersprache und Nationalsprache genauer unterscheiden müßte.


(Matthias Weichelt, Lektor & Literaturtheoretiker, in: "Vom Zustand der Poesie in Deutschland. Tendenzen - Kritik - Internationaler Vergleich. Drei Diskussionen."
Bericht über ein Referat Hintzes im Rahmen eines, im Juni 2004 von der Literaturwerkstatt Berlin veranstalteten internationalen Colloquiums zu den Themen "Quo vadis, Gedicht?", "Warum wir keine Lyrikkritik haben, aber eine brauchen!" und "Ein Zentrum für die Poesie!". Herausgegeben von Matthias Weichelt. Berlin 2005)